Was bedeutet beitragsfreie Versicherung? – Ratgeber zu Voraussetzungen, Folgen & Alternativen
Eine beitragsfreie Versicherung kann finanzielle Entlastung bringen – doch was steckt dahinter? Hier erfährst du, wann eine Beitragsfreistellung sinnvoll ist, wie sie funktioniert und welche Risiken du beachten musst.
Definition: Was ist eine beitragsfreie Versicherung?
Eine beitragsfreie Versicherung liegt vor, wenn der Versicherungsnehmer keine Prämien mehr zahlt, der Vertrag jedoch weiterläuft. Der Schutz bleibt bestehen, allerdings reduzieren sich die Leistungen (z. B. Auszahlungsbetrag, Todesfallsumme). Dies ist vor allem bei Kapitallebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen möglich.
Beispiel:
-
Du hast eine Lebensversicherung über 100.000 € abgeschlossen und zahlst 20 Jahre lang Beiträge.
-
Nach 15 Jahren stellst du die Beiträge ein → Die Versicherungssumme sinkt auf z. B. 75.000 €, bleibt aber bis zum Vertragsende beitragsfrei.
Für welche Versicherungen ist Beitragsfreistellung möglich?
Versicherungstyp | Möglichkeit | Folgen |
---|---|---|
Kapitallebensversicherung | Ja | Geringere Todesfallleistung & Auszahlung |
Private Rentenversicherung | Ja | Reduzierte monatliche Rente |
Berufsunfähigkeitsversicherung | Selten | Schutz entfällt meist komplett |
Unfallversicherung | Nur bei speziellen Tarifen | Leistungen werden eingeschränkt oder gestrichen |
Gründe für eine Beitragsfreistellung
-
Finanzielle Engpässe:
-
Kurzfristige oder dauerhafte Zahlungsunfähigkeit (z. B. Jobverlust, Krankheit).
-
-
Vertragsoptimierung:
-
Die Police ist zu teuer oder passt nicht mehr zur Lebenssituation.
-
-
Steuerliche Vorteile:
-
Bei alten Verträgen (vor 2005) kann eine vorzeitige Auszahlung steuerlich günstiger sein.
-
So funktioniert die Beitragsfreistellung
-
Prüfung der Voraussetzungen:
-
Mindestversicherungssumme muss erreicht sein (je nach Vertrag).
-
Mindestlaufzeit (häufig 5–10 Jahre).
-
-
Antrag stellen:
-
Schriftliche Mitteilung an den Versicherer (per Einschreiben).
-
Formular des Versicherers ausfüllen oder formlosen Antrag schreiben.
-
-
Bestätigung abwarten:
-
Der Versicherer berechnet die neue Leistungshöhe und bestätigt die Beitragsfreistellung.
-
-
Vertragsanpassung:
-
Zusatzleistungen (z. B. Berufsunfähigkeitsschutz) entfallen oft.
-
Verwaltungskosten werden weiterhin vom Guthaben abgezogen.
-
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile:
-
Sofortige Entlastung des Haushaltsbudgets.
-
Vertrag läuft weiter – kein Verlust des bereits angesparten Kapitals.
-
Bei Lebensversicherungen bleibt der Todesfallschutz (reduziert) erhalten.
Nachteile:
-
Geringere Leistungen: Die Auszahlung sinkt deutlich.
-
Kein Zinseszinseffekt: Das Kapital wächst nicht weiter.
-
Kein Schutz bei Risikoversicherungen: BU- oder Unfallschutz entfällt oft.
Alternativen zur Beitragsfreistellung
-
Beitragsrückerstattung nutzen:
-
Bei einigen Verträgen kannst du Rücklagen für Beitragspausen nutzen.
-
-
Beiträge stunden:
-
Versicherer gewähren oft eine befristete Zahlungspause (z. B. 6–12 Monate).
-
-
Vertrag umschichten:
-
Wechsel zu einem günstigeren Tarif oder kürzere Laufzeit.
-
-
Vertrag verkaufen:
-
Lebensversicherungen können an Zweitmarktplattformen veräußert werden.
-
Checkliste: Das musst du beachten
-
Vertragsbedingungen prüfen: Steht eine Beitragsfreistellung im Kleingedruckten?
-
Kosten-Nutzen-Rechnung: Lohnt sich die Freistellung gegenüber einer Kündigung?
-
Steuerberater konsultieren: Bei alten Verträgen können Abgeltungssteuern anfallen.
-
Zusatzversicherungen prüfen: Fallen Schutzbausteine wie BU weg?
FAQ – Häufige Fragen
Kann ich die Beitragsfreistellung rückgängig machen?
Nein – einmal beitragsfrei gestellte Verträge können meist nicht wieder aktiviert werden.
Was passiert mit meiner BU-Versicherung?
In der Regel entfällt der Schutz komplett. Prüfe die Bedingungen genau!
Gibt es eine Mindestlaufzeit?
Ja, oft 5–10 Jahre. Sonst ist keine Freistellung möglich.
Fazit: Beitragsfreistellung als Notlösung
Eine beitragsfreie Versicherung kann bei finanziellen Engpässen helfen, ist aber keine Dauerlösung. Prüfe immer Alternativen wie Stundung oder Umschichtung und hole professionellen Rat ein – sonst riskierst du langfristige Nachteile.