Selbstständigkeit ist vielfältig: Ob Freiberufler, Gewerbetreibender, Kreativer, Handwerker, IT-Consultant oder Onlinehändler – jede Form der Selbstständigkeit bringt eigene Risiken und Versicherungsbedarfe mit sich. Hier findest du einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Versicherungen für Selbstständige, ihre Funktionsweise und worauf du achten solltest.
1. Arten der Selbstständigkeit und deren Versicherungsbedarf
Freiberufler (z.B. Ärzte, Steuerberater, Berater):
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Häufig Pflicht zur Berufshaftpflicht oder Vermögensschadenhaftpflicht.
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Private Krankenversicherung oder freiwillige gesetzliche Krankenversicherung.
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Altersvorsorge meist privat (z.B. Basis-/Rürup-Rente).
Gewerbetreibende (z.B. Einzelhandel, Gastronomie, Handwerk):
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Betriebshaftpflichtversicherung ist essenziell.
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Inhaltsversicherung zum Schutz von Waren, Maschinen und Einrichtung.
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Flottenversicherung für mehrere Firmenfahrzeuge.
Kreative & IT-Berufe (z.B. Designer, Entwickler, Agenturen):
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Vermögensschadenhaftpflicht und Cyberversicherung.
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Rechtsschutzversicherung für Vertrags- und Urheberrechtsstreitigkeiten.
Onlinehändler & E-Commerce:
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Inhaltsversicherung für Lager und Waren.
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Betriebsunterbrechungsversicherung bei Ausfall der Geschäftstätigkeit.
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Forderungsausfallversicherung zum Schutz vor nicht zahlenden Kunden.
2. Private Krankenversicherung (PKV) und gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
Krankenversicherung ist Pflicht!
Private Krankenversicherung (PKV):
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Für Selbstständige oft günstiger und leistungsstärker als die GKV, mit frei wählbarem Leistungsumfang und Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit.
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Vorteile: Kürzere Wartezeiten, bessere Versorgung, individuelle Tarifwahl, Altersrückstellungen für stabile Beiträge im Alter.
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Nachteile: Gesundheitsprüfung, erschwerte Rückkehr in die GKV, keine beitragsfreie Familienversicherung – jedes Familienmitglied muss einzeln versichert werden.
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Besonders attraktiv für gesunde, alleinstehende Selbstständige mit überdurchschnittlichem Einkommen.
Gesetzliche Krankenversicherung (GKV):
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Beiträge abhängig vom Einkommen, beitragsfreie Familienversicherung möglich.
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Für Familien oft günstiger als die PKV.
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Freiwillige Mitgliedschaft für Selbstständige möglich.
3. Altersvorsorge: Basis-/Rürup-Rente für Selbstständige
Warum ist Altersvorsorge so wichtig?
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Selbstständige sind meist nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert und müssen privat vorsorgen.
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Die Rürup-Rente (Basisrente) ist speziell für Selbstständige und Freiberufler konzipiert:
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Garantierte, lebenslange monatliche Rente ab 62 Jahren.
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Flexible Beiträge und individuelle Laufzeit.
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Großzügige steuerliche Förderung: Beiträge sind als Sonderausgaben absetzbar.
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Keine Gesundheitsprüfung, Hartz IV- und insolvenzgeschützt.
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Auch Hinterbliebenenschutz möglich.
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4. (Betriebs-)Haftpflichtversicherung: Der wichtigste Schutz für Selbstständige
Betriebshaftpflichtversicherung:
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Schützt vor Ansprüchen Dritter bei Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit entstehen.
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Pflicht für viele Berufe (z.B. Ärzte, Architekten, Steuerberater), dringend empfohlen für alle anderen.
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Deckt auch Mitarbeiter mit ab.
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Kosten: ab ca. 10 € pro Monat, je nach Branche und Risiko.
Berufshaftpflicht-/Vermögensschadenhaftpflichtversicherung:
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Speziell für beratende und prüfende Berufe (z.B. Anwälte, Steuerberater, IT-Consultants).
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Übernimmt Schäden durch fehlerhafte Beratung oder Gutachten.
5. Gesetzliche Unfallversicherung: Sinnvoll auch für Selbstständige
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Pflicht nur für bestimmte Berufsgruppen (z.B. Handwerker, Künstler über KSK), freiwillig für alle anderen abschließbar.
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Deckt Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten ab – inklusive Reha, Verletztengeld und Rentenleistungen.
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Besonders sinnvoll, da private Unfallversicherungen meist nur einen Teil der Kosten übernehmen.
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Beitragshöhe richtet sich nach Gefahrenklasse und Einkommen.
6. Weitere wichtige Versicherungen für Selbstständige
Inhaltsversicherung
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Schützt Betriebsinventar, Waren und Technik gegen Feuer, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl, Sturm und Hagel.
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Unverzichtbar für Einzelhändler, Gastronomie, Handwerksbetriebe und E-Commerce.
Rechtsschutzversicherung
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Übernimmt Kosten bei rechtlichen Auseinandersetzungen (z.B. mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern).
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Firmenrechtsschutz kann auch Mitarbeiter und Geschäftsführer abdecken.
Flottenabsicherung (Kfz-Versicherung)
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Für Unternehmen mit mehreren Fahrzeugen.
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Bündelung aller Fahrzeuge in einem Vertrag, günstigere Beiträge und einfachere Verwaltung.
Forderungsausfallversicherung
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Sichert dich ab, wenn Kunden nicht zahlen.
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Besonders wichtig für Dienstleister und Handwerksbetriebe mit größeren Aufträgen.
Betriebsunterbrechungsversicherung
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Zahlt, wenn der Betrieb durch Feuer, Einbruch, Leitungswasserschäden oder behördliche Anordnung stillsteht.
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Deckt laufende Kosten und entgangene Gewinne.
7. Fazit: Versicherungsschutz individuell anpassen
Die richtige Absicherung hängt von deiner Branche, Unternehmensgröße und persönlichen Situation ab. Ein umfassender Versicherungsschutz schützt dich vor existenzbedrohenden Risiken und sorgt dafür, dass du dich auf dein Business konzentrieren kannst.
Tipp: Lass dich unabhängig beraten, um Über- oder Unterversicherung zu vermeiden und deinen Schutz optimal auf deine Selbstständigkeit abzustimmen.